Freitag, 4. Oktober 2013

Guten Morgen vom Baikalsee!


Ich befinde mich auf der Insel Olchon, die zum Pribajkalski-Nationalpark gehört. Olchon ist einer der bekanntesten Touristenorte in Russland. Und dieses Kap namens Burchan, das am Rande der größten Siedlung Baikals, Chuzhir, liegt, ist am leichtesten zu erreichen. Der zweigipflige Fels Schamanka ist ein Kultort der Burjaten, über den es viele Sagen gibt. Am Tag sind viele Leute am Kap, so mache ich meine Fotos in Dunkelheit, wenn die Touristen nicht mehr da sind. 


Das Kap in der Morgendämmerung.


Der Fels Schamanka bei den ersten Sonnenstrahlen. 

Gerry the Tramp




Wenn für einen die Zeit gekommen ist, zu reisen, dann wird er reisen. Egal wie. Auch zu Fuß. 
Diesen Velofahrer habe ich auf meiner Strecke ein paar Mal überholt. Zuerst irgendwo in Westsibirien, dann bei Kemerovo und in Chakassien. Gestern habe ich ihn auf einem steilen Berg, 300 Kilometer von Irkutsk, überholt. Ich habe mir überlegt, ob ich den Mann nicht doch kennen lernen soll, aber dann habe ich mich nicht getraut. In ein paar Meter musste ich wegen eines kleinen Problems mit dem Auto anhalten, und der Velofahrer hielt ebenso neben mir an, um zu helfen. So haben wir uns kennen gelernt. Er hat sich als Gerry the Tramp vorgestellt. Doch in Wirklichkeit heißt er Gerry Schäfer, er ist 51 und kommt aus München. Er fährt nach Wladiwostok, von dort aus nach Japan, dann nach Alaska und runter nach Amerika. Seine Veloreise möchte er dann in Afrika abschließen, doch er weiß noch nicht, wann genau. 
Ich wünsche ihm gute Reise und hoffe, dass wir uns bis Wladiwostok noch irgendwann sehen. 
Und hier ist Gerrys Blog auf Deutsch: 

Montag, 30. September 2013

Über das Forschungstraktormobil


Heute erzähle ich näher über den Wagen, mit dem ich fahre. Seine Fahrleistung beträgt bereits 18.000 km. Das Auto heißt "SADKO", das ist ein GAZ-33081, in Nischni Nowgorod gebaut. Das ist das Erbe des legendären Geländefahrzeugs GAZ-66. Man kann das Auto als "Traktormobil" bezeichnen: Die Geschwindigkeit ist zwar schneller als bei einem Traktor, doch seine Wendigkeit ist genau so gut. 

Vielleicht ist es Ihnen auch aufgefallen, dass die Tarnfarbe des Wagens aus den Vogel- und Tierfiguren besteht, die in den russischen Naturschutzparks ansässig sind? Dieses Design wurde von der Agentur Variobrands aus Voronezh ausgedacht, die sich mit dem Thema gut auskennt. 


So sehen die Wege im April im Orlowski-Gebiet


Im Süden der Krasnojarsker Region


Hitze in der Wüste in Kalmückien


Sandsturm in Bogdinsko-Baskunchaksky Naturschutzpark


Das Auto hat einen Dieselmotor mit Turbolader 4,75 l.  Wenn man nicht so intensiv aufs Gas drückt, so kommt man mit 16-17 Liter Diesel pro 100 km aus, was halb so viel wie bei einem Benziner ist.


Wie jedes russische Auto geht das Traktormobil oft kaputt. Doch in jedem Naturpark, in jedem Dorf, Forstbetrieb oder in jeder Garnison findet man Leute, die sich mit dem Auto auskennen.



Petr Pavlovich Rozhkov aus dem Astrachaner Naturschutzpark versichert, dass das reparierte Detail nicht mehr kaputt geht.


Die defekten Rollenlager sind auf einem Bergweg kaputt gegangen. Zum Glück ist das im Naturpark Ergaki passiert, wo es solche Autos und auch Spezialisten für Reparaturen gibt. Sie haben mir geholfen, die kaputte Achshälfte und das Radlager zu ersetzen. Vielen Dank an Sergej Zedrik, der auf diesem Foto den Hammer schwingt. Der Hammer ist übrigens ein wichtiges Instrument bei einer Forschungsreise, ich habe immer drei Hammer verschiedener Größe dabei. 


Über der Fahrerkabine befindet sich ein Laderaum für verschiedene Sachen. 


Ob ich das bereue, ein russisches Auto zu benutzen? Keinesfalls! Bereits in den ersten Tagen hat das Auto seine besten Qualitäten gezeigt.Im Nationalpark "Orlovskoje Polesje" war der Schnee so hoch, dass normale Autos Schwierigkeiten sogar auf den geräumten Wegen hatten, während mein Traktormobil im ungespurten Schnee das Ziel erreicht hat. Und dann gab es noch Schlammzeit, Hochwasser, Gebirgspässe und Bergflüsse.
Und wie man in so einem Auto unterwegs leben kann, erzähle ich ein anderes Mal. 

Dienstag, 17. September 2013

Schneeleopard, auch Irbis genannt, lebt in diesen Bergen


Das ist der Sajano-Schuschensker Naturschutzpark und der Canyon im Gebiet Sajana am Enissei mit seinen steilen Stein- und Waldhängen, teilweise auch mit Bergsteppen. Für einen Menschen ist es gar nicht so einfach, sich hier fortzubewegen. Der sicherste und gefahrlose Weg hierher war mit einem Motorboot und kostete uns zwei Tage. Doch was für die Menschen nicht ganz so gastfreundlich aussieht, ist ein Zuhause für die Schneeleoparden. 


Das Schiff des Naturschutzparks namens "Aquanaut". 



Das ist eine der Buchten am Stausee, im Canyon des Flusses namens "Malye Ury". Wenn Sie genau hinschauen, werden Sie bestimmt drei helle Punkte ganz unten sehen. Das sind die Dächer des Forschungsfeldlagers, in dem wir stationiert waren. Auf dem nächsten Foto sieht man die gleichen Gebäude aus der Nähe. 





Das ist eine Steinziege, Steinbock-Weibchen. Männchen sind zu dieser Zeit ganz oben in den Bergen, so konnte ich keinen von denen fotografieren. 


Steinziege mit Jungen. 


Wie ich bereits im letzten Post erwähnt habe, konnte ich hier im Naturschutzpark die Arbeit einer Zwei-Mann-Forschungsgruppe beobachten, die die Schneeleoparden untersucht. Nun können Sie sie kennen lernen. Der Revierbeamte Andrey Georgievitch Sasykin hält in seinen Händen Schädel und Wirbelsäule eines sechsjährigen Steinbocks, der von Wölfen getötet und gefressen wurde. Und links ist der wissenschaftliche Mitarbeiter Sergey Vassilievitch Istomov. Er erklärt mir gerade, wie man feststellen kann, wer genau das Tier getötet hat. Die Wölfe fressen nämlich das Fleisch am Schädel ganz auf, während der Schneeleopard immer die Nasenspitze liegen lässt. 

Die Woche, die ich mit diesen Experten verbracht habe, war wirklich wie ein Fest für mich. 

Die Huftiere ist die Voraussetzung für die Existenz der Irbisse. Vor allem die Steinböcke sind sehr wichtig  für die Ernährung der wilden Tiere. 


Sergey kontrolliert die Fotofalle. 


Sergey baut die Fotofalle auf dem Pfad des Schneeleoparden auf. Der Irbis ist äußerst vorsichtiges Tier. Die meisten Mitarbeiter des Naturschutzparkes hatten nie einen direkten Kontakt mit ihm und konnten nur seine Spuren ermitteln. Bis zur letzten Zeit war das Wissen über diese Tierart ziemlich bescheiden, doch seit der Erfindung neuer technischer Mittel, vor allem der Fotofallen, entwickelt sich die Forschung immer weiter. 2008 hat Sergey eine Fotofalle aufgestellt, mit der die erste Irbis-Aufnahme in Russland gemacht wurde. 
Nach nun fünf Jahren kennen die Forscher jeden der Schneeleoparden, die im Park leben, sie unterscheiden diese voneinander durch die Punkte auf dem Fell und andere Merkmale. 
Hier sind ein paar Aufnahmen, die von Sergey und Andrey mit Hilfe der Fotofallen gemacht wurden. 


Das ist der bekannte Irbis namens "Mongol", ein dominantes Männchen. Auf dem Foto markiert er gerade sein Revier. Er trägt ein Halsband mit Satellitenüberwachung. 








Am Bord des Motorbootes übertragen Sergey und Andrey die Informationen auf den Computer. Für sie ist es immer aufregend. 


Am gleichen Tag treffen sich Sergey und Andrey mit den Gewinnern eines Wettbewerbs über den Schneeleoparden, der vom Naturschutzpark organisiert wurde. Das Publikum hört mit großem Interesse zu. Für die Gewinner ist das wirklich ein guter Preis, der die Reise in den Naturpark und das Treffen mit den Irbis-Forschern enthält. 


Das ist der Sajano-Schuschensker Stausee, der nach dem Bau des Wasserkraftwerkes am Fluss Jenissei entstand. 1976, vor der Befüllung des Stausees, wurden die umliegenden menschenleeren Gebiete zum Naturschutzpark erklärt, in dem der Einfluss des Kraftwerkes auf die Natur erforscht wird. 


Ich bin gerade aus diesem Naturschutzpark zurück, wo ich eine Woche zusammen mit anderen Forschern verbracht habe, die Irbisse, diese für unser Land seltene Wildkatzen, untersuchen. 


Sonntag, 12. Mai 2013

Mobilnetz in der Steppe bzw. kein Mobilnetz in der Steppe


Was eine weite Forschungsreise so spannend macht? Ihre Unberechenbarkeit. Ich habe zwar vermutet, dass der Internetanschluss hier zu einem Problem werden kann, aber doch nicht so... Nur wenn man sich von der tiefen Steppe zur Autobahn Elista-Astrachan nähert, funktioniert dann endlich das Handy. So fahre ich manchmal zur Nordgrenze des Naturparks "Schwarzes Land" und übernachte in der Nähe des Aufsichtsturms, das Sie hier auf dem Bild sehen. Von hier aus kann man ganz normal mit dem Handy telefonieren. Das hiesige langsame Internet ermöglicht einem außerdem, ab und zu E-Mails oder Kommentare zu den Posts zu lesen, aber in der Steppe einen Post zu veröffentlichen - das klappt einfach nicht. Um zu posten und Kommentare lesen zu können, muss ich nach Jaschkul fahren, wo es ein Cafe mit dem schnellen Wi-Fi-Netz gibt. Jetzt esse ich hier meine Mehan-Suppe fertig und fahre zurück in die Steppe. Bald führt mich mein Nomadenleben nach Astrachan, wo es dann richtiges Internet gibt. 

"Gott kennt ihre Namen": deutsche Gräber in den kalmykischen Steppen